Lange leben im Dorf
Landflucht: Reportage von Julia Rothhaas, Süddeutsche Zeitung, 20. Mai 2018
Viele abgelegene Orte in Deutschland kämpfen gegen Abwanderung. Ein Bürgermeister im Westerwald will nicht zusehen, wie seine Heimat verödet. Er holt die Menschen zurück.
Das Haus da hinten in der Kurve. Das ockerfarbene gegenüber. Das mit dem Wintergarten und das alte Feuerwehrgerätehaus auch. Das alles sind "seine" Häuser. Klaus Lütkefedder rauscht mit einem Mercedes durch die Dörfer und zeigt auf Gebäude, als wären sie Pokale in einer Vitrine. Seiner Vitrine.
Entlang der B 8, die sich durch die Verbandsgemeinde Wallmerod im Westerwald schlängelt, sieht kein Haus aus wie das andere, jeder darf hier bauen, wie er will. Ein stilistisches Chaos, mehr Trainingsjacke als maßgeschneiderter Anzug, so wie Lütkefedder einen trägt. Den Wildwuchs kann man begrüßen oder beklagen, ihm ist es egal. Hauptsache, die Menschen bleiben. "Es geht nicht darum, denkmalgeschützte Museumsorte zu schaffen. Sondern darum, wie wir die Leute wieder ins Dorf bekommen."